Was weiße Menschen jetzt tun können
Emma Dabiris Buch Was weiße Menschen jetzt tun können, das von Marion Kraft ins Deutsche übersetzt wurde, richtet sich an ein ganz bestimmtes Publikum. Mit einem konfrontativen Titel ist die Botschaft des Buches so direkt wie anspruchsvoll. Der Text ist ein langer Essay, der weißen Menschen gezielte Hinweise bietet, um sich auf den Weg zu machen, systemischem Rassismus entgegenzutreten. Geschickt vermeidet der Text Ratschläge, die von historischen Klischees geprägt und schlicht unwirksam sind.
Dabiris zentrales Argument ist, dass die Praxis des Verbündetseins („Allyship“) leicht die Form des „weißen Retter“-Komplexes annimmt und somit nicht unbedingt zielführend ist. Stattdessen schlägt sie vor, dass verstärkt „echte Koalitionen“ gebildet werden sollten. Sie behauptet, dass die Idee des Verbündetseins eine Folge von weißen Privilegien sei und hauptsächlich dazu diene, Schuldgefühle von weißen Menschen zu lindern. Die Art von Aktivismus, die daraus folge, sei flüchtig und führe nicht zu tatsächlichen Veränderungen. Dabiri zufolge sind Koalitionen weitaus effektiver: Sie bringen allen Beteiligten Vorteile und motivieren sie deshalb, gemeinsame Ziele zu benennen und zu erreichen.
Das Buch ist recht kurz, und obwohl es viele wichtige Ideen enthält, werden diese nicht besonders gut belegt. Dabiri zieht einige Statistiken und Zitate von Expert*innen heran und teilt Anekdoten aus ihrem Leben als irisch-nigerianische Frau, die in Großbritannien lebt. Häufig zitiert sie James Baldwin, einen berühmten afroamerikanischen Autor, der in der Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre in den USA eine herausragende Rolle spielte. Diese Details verleihen der Argumentation ein gewisses Gewicht, für eine ernsthafte Debatte reichen sie jedoch nicht aus. Das ist aber auch nicht der Zweck des Buches, denn es ist für Leser*innen gedacht, die sich bereits mit Rassismuskritik auseinandergesetzt haben und die nun auf der Suche nach Hinweisen sind, wie sie ihr eigenes Verhalten ändern können, ohne unzählige akademische Bücher lesen zu müssen.
Im Großen und Ganzen stimme ich mit der Botschaft des Buches überein, da es Weißsein als sozial konstruierte Idee, die eng mit dem Kapitalismus zusammenhängt, kritisiert. Der prägnante und informative Text liest sich leicht weg. Es ist eine ausgezeichnete Einführung für alle, die an einem produktiven Aktivismus interessiert sind und systemische Probleme besser verstehen möchten.
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