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Unsre verschwundenen Herzen

Buchcover von unsre verschwundenen Herzen von Celeste Ng

Unsre verschwundenen Herzen

Celeste Ngs Unsre verschwundenen Herzen (übersetzt von Brigitte Jakobeit) nimmt uns Leser*innen mit in die nahe Zukunft der USA. Die Geschichte setzt kurz nach einer heftigen Krise ein, bei der Menschen verarmten und es zu Gewaltausbrüchen kam. In der imaginären Gegenwart soll ein neues Gesetz für Frieden und Ordnung sorgen: PACT, der Preserving American Culture and Traditions Act. Dieses Setting fiktionalisiert eindringlich und überspitzt Aspekte unserer Realität: Die Krise ist geprägt von leeren Straßen und Versammlungsverboten, die an den Beginn der Corona-Pandemie erinnern. China wird als Sündenbock für die Krise herangezogen und in den USA nimmt der anti-asiatische Rassismus drastisch zu, was ebenfalls an die Pandemie und die ungünstige Begriffswahl des ehemaligen US-Präsidenten erinnert, der Anfang 2020 vom „chinesischen Virus“ sprach. PACT ist ein Gesetz das Freiheiten einschränkt und zur Kontrolle der Bürger*innen dient. Auch das scheint nicht unrealistisch in Anbetracht dessen, dass die USA gerade erst das Abtreibungsrecht gekippt haben und Menschen mit Uterus so nicht mehr über sich selbst bestimmen können.

In dieses erschreckende Setting, das uns einen Spiegel vorhält, in dem alles etwas größer wirkt, spielt sich die Geschichte des 13-jährigen Bird und seiner Eltern Ethan und Margaret ab. Die Gedichte der asiatisch-amerikanischen Margaret werden durch Zufall der Slogan der Widerstandsbewegung gegen PACT und sie sieht sich gezwungen ihre Familie zu verlassen, um sie zu schützen. Ethan hält Bird, den er nun Noah nennt, stets dazu an, sich konform und unauffällig zu verhalten. Denn das schlimmste an PACT ist, dass es dem Staat erlaubt, Kinder aus Familien zu reißen, wenn die Familie als unangepasst gilt – wie z.B. Birds einzige Freundin Sadie, die gezwungen wurde, bei Pflegeeltern zu leben, nachdem ihre Eltern, Journalist*innen, PACT kritisierten. Der Staat scheint alle mit Angst und Einschüchterung klein halten zu wollen. Aber als Bird auf den Widerstand aufmerksam wird – künstlerische Aktionen überall im Land, aber auch bei ihm in Cambridge – will er seine Mutter suchen, deren neuer Lebensinhalt es ist, den Eltern von den verschwundenen Kindern Gehör zu verschaffen.

Unsre verschwundenen Herzen würde ich allen empfehlen, die den Report der Magd und Die Zeuginnen von Margaret Atwood mochten. Aber im Gegensatz zu Atwood betont Ng in ihrem Roman viel stärker eine gewisse Sanftheit und Wärme, die auch in einer Welt der Unterdrückung zu finden ist. Trotz aller Reglementierungen stehen Margarets und Ethans Liebe zu Bird im Zentrum ihres Lebens und der Geschichte, die Ng erzählt. Mir hat besonders der künstlerische Widerstand gefallen, den die Anti-PACT Bewegung leistet, dass Margaret Dichterin ist und Ethan ein passionierter Ethymologe, Birds Liebe für Geschichten und ganz allgemein der Sinn für Verspieltheit, den das Buch als Gegenentwurf zu PACT entwickelt.

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