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Soul Tourists

Soul Tourists

Bernardine Evaristo machte im Jahr 2019 Schlagzeilen, als ihr neuestes Buch „Girl, Woman, Other“ den Booker Prize gewann – den sie mit Margaret Atwoods lang erwartetem Buch „Die Zeuginnen“ teilte. Aber Evaristo ist schon seit länger eine Schriftstellerin, deren Büchern Aufmerksamkeit gebührt.

Eines ihrer frühren Werke ist „Soul Tourists“. Das 2005 veröffentlichte Buch erzählt die Geschichte einer epischen Reise von England nach Kuwait. Die Hauptfiguren sind Stanley und Jessie, die sich in einem Club treffen und ineinander verlieben. Stanley ist ein Saubermann, zuverlässig und ein wenig langweilig. Aber durch den Tod seines Vaters wird er aus der Bahn geworfen. Jessie, älter, extravagant extrovertiert und auf der Suche nach einer Reisebegleitung, gelingt es, Stanley davon zu überzeugen, dass die Reise das ist, was er braucht. Jessie schlägt den Landweg von England Richtung Süd-Osten ein, um ihren entfremdeten Sohn in Australien zu besuchen. Es geht los in Jessies altem Lada.

Es ist ein vielschichtiges Buch und ein durch und durch hybrider Text, durchsetzt mit Versen, imaginären Dialogen, Briefen und vielem mehr. Es besteht kein Zweifel, dass Evaristo eine ausgezeichnete Schriftstellerin ist; manchmal ist ein wahres Forschungsinteresse zu erkennen und Evaristo kommt mit cleveren Anspielungen, um die Ecken.

Der Roman weist zwei Haupterzählstränge auf: Die turbulente Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren und als Zweites eine historische Aufgabe, die das Buch sich gestellt zu haben scheint. Die Beziehung ist vielleicht ein weniger fesselnd oder zumindest weniger ungewöhnlich, obwohl Evaristo es schafft, Figuren zu entwickeln, die beide so dreidimensional sind, dass man sich nie ganz sicher ist, ob sie einem gefallen oder nicht. Der historische Aspekt macht das Buch empfehlenswert und zu etwas Besonderem. Stanley ist, wie der Roman es beschreibt, „anfällig“ für Geisterbesuche, und auf der Reise von London zum Palast in Versailles und weiter durch Spanien, Italien und die Türkei begegnet er den Gespenstern verschiedener Figuren of Colour, die aus der Geschichte herausgeschrieben wurden. Einiges davon mag spekulativ sein – Wissenschaftler*innen sind sich zum Beispiel immer noch uneins über die „dunkle Dame“ der Shakespeare Sonette – aber das politische Gesamtprojekt des Romans ist überzeugend und schön ausgeführt. Er schreibt Europa als einen Raum neu, der konstitutiv durch nicht-weiße Präsenzen konfiguriert ist. Ein Großteil der Geschichte dieses Raums war darauf bedacht, die Leben von Menschen of Colour unsichtbar zu machen. Im heutige Diskurs werden nicht-weiße Menschen in Europa immer noch als Neuankömmlinge modellieren. Der Roman ist eine kreative Intervention in die Geschichten und Erzählungen, die über Europa erzählt werden und wer dazu gehört; wir könnten mehr Literatur wie diese gebrauchen.

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