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Haus aus Stein

buchcover haus aus stein by Novuyo Rosa Tshuma

Haus aus Stein

Novuyo Rosa Tshumas preisgekrönter Debütroman House of Stone ist nun vier Jahre nach seiner Erstveröffentlichung auch in deutscher Übersetzung von Simone Jakob im Interkontinental Verlag erschienen. Das schwere Thema, das sie für Haus aus Stein gewählt hat, ist der Gukurahundi, der Genozid in Simbabwe, der in den 1980er Jahren unter Premierminister Robert Mugabe stattfand – diese Gewalttaten behandelt NoViolet Bulawayo ebenfalls in ihrem Roman Glory. Haus aus Stein kann vielleicht als Lehrstunde der Geschichte verstanden werden, vor allem in der Darstellung der unaussprechlich gewaltvollen Akte, die die Figuren ausüben müssen, um zu überleben. Gleichzeitig schafft Tshuma es, den Figuren dennoch etwas seltsam Spielerisches zu geben – einige sind wirklich böse, andere einfach nur ausgeliefert, aber bei allem Ernst haben sie trotzdem eine gewisse Komik.

Der Roman beginnt damit, dass der 24-jährige Zamani den Plan ausheckt, seine Vermieter*innen zu seinen Eltern zu machen. Er möchte, dass sie ihn mehr lieben als ihren eigenen Sohn Bukhosi, der seit einiger Zeit vermisst wird. Zamani schmeichelt sich bei Abednego und Agnes ein, versucht ihr Vertrauen zu gewinnen und ihnen ihre Geheimnisse zu entlocken – manchmal mithilfe von Alkohol oder anderen Drogen. Leser*innen müssen lange spekulieren, warum Zamani sich so verhält: Weil er Waise ist und sich elterliche Liebe wünscht? Weil er aus irgendwelchen Gründen Rache nehmen will? Es bleibt genug Zeit, um am Schicksal von Abednego, Agnes und Bukhosi erst einmal mehr über die Geschichte Simbabwes zu erfahren.

Zamani entlockt Abednego und Agnes ihre Lebensgeschichten, was Tshuma erlaubt, wichtige historische Ereignisse darzulegen. Mit der Ankunft von Cecil Rhodes geht es weiter über den Sieg über König Lobengula und Königin Lozikeyi, über die Jahre von Ian Smith als Premierminister und den Unabhängigkeitskrieg bis hin zur Unabhängigkeit und darüber hinaus. Eindrücklich erzählt der Roman, wie am Vorabend der Unabhängigkeit am 17. April 1980 Bob Marley vor der neuen Regierung auftritt und wie die Polizei die Massen auspeitscht und mit Tränengas attackiert. Die persönlichen Schicksale von Abednego und Agnes sind von unfassbarer Gewalt geprägt. Zamani gibt sich einfühlsam, aber es wird immer klarer, dass irgendetwas nicht stimmt. Vielleicht hat er sogar etwas mit Bukhosis Verschwinden zu tun?

Ich möchte hier nicht zu viel verraten, aber der Roman nimmt einige überraschende Wendungen. Haus aus Stein erzählt keine schöne oder inspirierende Geschichte und es gibt keine Held*innen. Aber Schmerz und Scham sollten thematisiert und nicht verdrängt werden. Es ist ein wichtiges Buch, dass ich durchaus empfehle – aber es bedarf auch einer ausdrücklichen Trigger Warnung.

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