Hass – Von der Macht eines widerständigen Gefühls
Şeyda Kurt arbeitet als freie Journalistin, Moderatorin und Autorin, die im 2021 mit Radikale Zärtlichkeit – Warum liebe politisch ist ihr erstes Buch veröffentlichte. Im Zuge einer Online-Lesung zu diesem Buch wird sie gefragt, ob ihr Plädoyer für ein zärtliches Miteinander auch Nazis miteinschließe, was Kurt verneint. Fragen wie diese und den Impuls weiter politisch über Gefühle zu schreiben, veranlasst Kurt intensiv über Hass nachzudenken. Im März 2023 erschien nun ihr neues Buch Hass – Von der Macht eines widerständigen Gefühls bei Harper Collins Germany.
Kurt unterteilt ihr Buch in zwei Teile. Im ersten Teil „Hass“ suchst sie nach verschiedenen Definitionen von Hass, angefangen bei Aristoteles und zeichnet die Geschichte des Begriffes nach. Am Beispiel des deutschen Philosophen Hegel zeigt sie, wie historisch Hass Schwarzen Personen zugeschrieben wurde, um dann durch die Arbeiten des kamerunischen Philosophen Achille Mbembe die weitreichenden Folgen dieser rassistischen und kolonialen Praxis zu verdeutlichen.
Schlussendlich benennt Kurt fünf, wie sie es nennt, „Modi des Hasses“ und im zweiten Teil „Hassen“ bezieht sie sich vor allem auf den fünften, den Hass als „selbstermächtigende Antwort auf die Unterdrückung“. Wie gedankliche Fragmente liest sich dieser Teil, mal erzählt sie von ihrer Kindheit, mal von ihren nächtlichen Träumen. Den meisten Raum nehmen aber Geschichten ein, wo Hass zu einem Motor wird, gegen die Unterdrückung der Hassenden anzukämpfen.
Hass empfand ich immer als falsch, ein Gefühl, dem kein Raum gegeben werden darf. Dachte ich an Hass, dachte ich vor allem an Hassende. Die Gehassten brachte ich immer eher mit Wut und Zorn in Verbindung. Şeyda Kurt hat mich mit ihrem Buch dazu gebracht, diese Haltung zu überdenken und meine Perspektive zu hinterfragen. Und das ist es, was ich mir von Büchern dieser Art erhoffe – dass sie mich auch nach dem Lesen noch begleiten und eine intensive kritische Reflexion anregen.