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Die ungeduldigen Frauen

Die ungeduldigen Frauen

Manche Bücher schätze ich vor allem für ihre politischen Intentionen. So geht es mir auch mit dem Roman Die ungeduldigen Frauen von Djaïli Amadou Amal (übersetzt von Ela zum Winkel). Die kamerunische Schriftstellerin, die der Fulani-Kultur angehört, hat schlimme Eheerfahrungen hinter sich und nutzt diese nun als Stoff für ihre Literatur und als Antrieb für ihren Aktivismus. Mit 17 Jahren wurde sie mit einem weitaus älteren Mann zwangsverheiratet und in zweiter Ehe lebte sie in einem streng geregelten polygamen Haushalt mit einem gewalttätigen Mann. Ihr selbst wurde von Verwandten eingetrichtert, dass sie nur Geduld haben müsste, damit ließe sich alles regeln. Amal sieht es anders und ihr dritter Roman Die ungeduldigen Frauen greift diese Art der regelrechten Selbstaufgabe direkt an.


In drei Teilen erzählen drei Frauen, Ramla, Hindou und Safira, in der Ich-Perspektive über ihr Schicksal in ihren Ehen. Ramla wird gegen ihren Willen mit einem älteren Mann verheiratet, obwohl sie lieber Apothekerin werden würde. Sie wird zur Zweitfrau, denn dieser Mann lebt bereits seit 20 Jahren in einer Ehe mit Safira, die nun alles daran setzt, das Ramla – ihre Konkurrentin – verstoßen wird. In der Fulani- Kultur ist Polygamie weit verbreitet. Hindou, Ramlas Halbschwester, wird gezwungen, ihren brutalen Cousin zu heiraten, der trinkt und Drogen nimmt. Die Frauen werden hauptsächlich als Opfer eines patriarchalen Systems dargestellt, das so unterdrückerisch ist, dass sie kaum eine Möglichkeit haben sich zu widersetzen. Schlimmer noch, viele weibliche Nebencharaktere handeln den Protagonistinnen gegenüber nicht weniger feindselig als die Männer. Die Aussichtslosigkeit, die ihrer gesellschaftlichen Rolle vorbestimmt zu sein scheint, lässt sie folgern, es sei am besten, wie von ihnen erwartet in diesem System mitzuspielen. Obwohl die Erzählperspektive zwischen den Charakteren wechselt, wirkt das Buch manchmal etwas eindimensional, da ihr Leid, ihre Gedanken und ihre Stimmen sich so ähnlich sind. Diese Erzählweise erinnert mich an Jasmina Kuhnkes Roman Schwarzes Herz. Obwohl ich mir manchmal etwas mehr Perspektivenvielfalt gewünscht hätte, legt Amal ähnlich wie Kuhnke den Fokus auf eine ganz spezifische Erfahrungswelt. Mehr noch, Amal betont anhand der drei vergleichbaren Schicksale, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt.


Der Titel, Die ungeduldigen Frauen, suggeriert, dass diese Frauen sicherlich nicht noch länger ausharren oder sich sang- und klanglos ihrem Schicksal ergeben werden. Tatsächlich gibt es kleine Versuche des Widerstands, doch – ich entschuldige mich für den Spoiler – sind diese nicht unbedingt von Erfolg gekrönt oder schlimmer noch, das sich zur Wehr setzen passiert auf Kosten anderer Frauen. Dieses Buch hat mich an einigen Stellen unbefriedigt gelassen, was letztendlich bedeutet, dass es viele Punkte gibt, über die ich gerne diskutieren würde. Vielleicht hat Amal so ihr politisches Ziel mit diesem Buch erreicht, denn möglicherweise bin ich nicht die einzige Leserin, der es so geht, und ihre Themen erhalten hoffentlich die gewünschte Aufmerksamkeit.

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