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Am Wochenende findet in Berlin zum 5. Mal das African Book Festival statt

Poster des African Book Festival 2023

Am Wochenende findet in Berlin zum 5. Mal das African Book Festival statt

Dieses Jahr findet das African Book Festival (ABF) Berlin bereits zum fünften Mal statt, und zwar vom 25. bis 27. August in der Alten Münze am Berliner Alexanderplatz. Es dient als wichtige Plattform für afrikanische Literatur in Deutschland. Dem Berliner Publikum werden vielfältige Geschichten und auch einige der Starautor*innen des Kontinents vorgestellt. Die Organisatorinnen haben ein klares Ziel: die mangelnde Präsenz afrikanischer Literatur in deutschen Bücherregalen zu beheben. Beim ABF 2023 stellten sie fest, dass von den mehr als 60 vorgestellten Büchern bisher nur 14 ins Deutsche übersetzt wurden, obwohl viele von ihnen mit verschiedenen internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet wurden. Tatsächlich wurden im Jahr 2021 der Booker-Preis, der Internationale Booker-Preis, Neustadt International, der Prix Goncourt, der Nobelpreis für Literatur sowie der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an afrikanische Schriftsteller*innen verliehen! Doch als der tansanische Schriftsteller Abdulrazak Gurnah – Autor von zehn Romanen sowie zahlreichen Essays und Artikeln – den Nobelpreis für Literatur erhielt, antworteten einige deutsche Medien mit der Frage „Wer kennt Abdulrazak Gurnah?“ Gurnah schreibt auf Englisch, und sein neustes Werk Afterlives wurde erst nach der Auszeichnung als Nachleben von Eva Bonné ins Deutsche übersetzt. Dieser Fall zeigt, warum ein Afrikanisches Buchfestival für ein deutsches Publikum so wichtig ist.

Um das Problem direkt anzugehen, gründeten die Festivalorganisatorinnen von InterKontinental 2022 zusätzlich einen Verlag und veröffentlichten bereits sechs Übersetzungen, darunter Bevor wir sterben, tanzen wir [Dancing the Death Drill] von Fred Khumalo, übersetzt von Christiane Seidel, Die Erste Frau [The first woman] von Jennifer Nansubuga Makumbi, übersetzt von Alakati Neidhardt, und Novuyo Rosa Tshumas Haus aus Stein [House of Stone], übersetzt von Simone Jakob. Sowohl der Verlag als auch das Festival weisen auf eine Nachfrage und ein wachsendes Interesse an afrikanischer Literatur hin. Das ABF bietet eine wunderbare Plattform für diejenigen, die diese Begeisterung teilen, und schafft Raum für kulturellen Austausch, der Menschen in Europa und Afrika verbindet. Das Festival bietet Besucher*innen eine Möglichkeit ihre Perspektiven zu erweitern.

Normalerweise wird das Festival von ausgewählten afrikanischen Schriftsteller*innen kuratiert: Beispielsweise kuratierte die renommierte simbabwische Schriftstellerin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga 2019 das Festival mit dem Titel „Transitioning from Migration“ und der beliebte angolanische Musiker und Schriftsteller Kalaf Epalanga war 2021 Kurator des Festivals und legte den Schwerpunkt auf „Telling the Origin Stories“. Im Februar dieses Jahres wurde der Friedenspreisträger, Menschenrechtsaktivist, Schriftsteller und ehemalige Guantanamo-Häftling Mohamedou Ould Slahi Houbeini als Kurator bekannt gegeben. Das diesjährige Festivalthema sollte „Breaking Free“ lauten. Auf die Ankündigung folgten jedoch sogleich Zeitungsberichte, z.B. in der Taz und der Frankfurter Allgemeinen, die dieser Wahl einen bemerkenswerten Mangel an Objektivität attestierten. Aufgrund der gestiegenen Sensibilität gegenüber Debatten rund um Islamfeindlichkeit erhitzte sich die öffentliche Diskussion schnell, und die Vorwürfe gingen sogar so weit, Houbeini als Dschihadisten zu bezeichnen. InterKontinental wollte nicht, dass solche Debatten das Festival selbst überschatteten, also entschloss sich das Team, seine kuratorische Einladung „mit Bedauern“ zurückzuziehen. Dies könnte eine verpasste Gelegenheit sein, sich einigen der schwierigsten und drängendsten Fragen zu stellen, mit denen das postmigrantische Deutschland konfrontiert ist.

Dennoch bietet das Festival wieder einmal Lesungen, Podiumsdiskussionen, Buch-Specials auf drei Bühnen sowie Live-Musik, einen umfangreichen Büchermarkt sowie einen Markt mit afrikanischem Essen, Mode und Kunsthandwerk. Es gibt bekannte Gesichter, die mit neuen Büchern zurückkehren, etablierte Persönlichkeiten und vielversprechende junge Talente. Dieses Jahr sind insgesamt 32 Autor*innen, Literaturexpert*innen, Künstler*innen und Moderator*innen beteiligt, darunter Leila Aboulela, Fiston Mwanza Mujila, Laila Lalami und C.A. Davids.

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