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Das Ende der Ehe

Im Jahr 2021 erschien Emilia Roigs erstes Buch Why We Matter: Das Ende der Unterdrückung, welches zu unseren Favoriten des Jahres gehörte und bei mir einen starken positiven Eindruck hinterlassen hatte. Sie ist Gründerin des in Berlin ansässigen Center for Intersectional Justice und Expertin für Diversität, Intersektionalität, Inklusion und Gleichstellung. Gespannt habe ich ihr zweites Buch Das Ende der Ehe: Für eine Revolution der Liebe erwartet, welches Ende März 2023 im Ullstein Verlag erschienen ist und ich wurde nicht enttäuscht. 

Roig beginnt ihr Buch mit ihrer persönlichen Geschichte, erzählt von ihrer Hochzeit, Ehe und Scheidung und stellt auch gleich am Anfang die Ursprünge einer kollektiv-gesellschaftlichen Sehnsucht nach der Eheschließung vor, bevor sie sich dann auf die einzelnen Aspekte der Ehe und heteronormativer Beziehungen konzentriert. So beleuchtet sie die Care-Arbeit von Frauen, die Rolle von Sex in der Ehe, die finanzielle Benachteiligung von Frauen in der Ehe und räumt mit der Idee der Binarität auf. Aber auch auf die gleichgeschlechtliche Ehe bezieht sie sich und stellt dabei interessante Fragen: Ist die gleichgeschlechtliche Ehe ein Erfolg für die LGBTQIA+ – Bewegung oder ist es am Ende doch ein Versuch, eine Legitimierung in einem heteronormativen System zu erfahren?

Ich merke, dass ich Roig nicht immer zustimmen möchte, sehe aber genau an dieser Stelle ihr Talent als Autorin. Denn sie schafft es, dass sich in mir keine Mauer aufbaut, ganz im Gegenteil – sie bröckelt und ich beginne mich zu fragen, welche Mechanismen in mir wirken, welchem Skript ich folge, dass ich diese Ablehnung verspüre. 

Was ich generell an Emilia Roigs Büchern sehr schätze, ist, wie sie komplexe Thematiken in kleine Blöcke runterbricht. So werden sie sehr zugänglich und verständlich. Dann aber webt sie Stück für Stück bereits Gesagtes nochmal hinein, zeigt die Bedeutung für diese Aspekte der Ehe und geht dabei auch immer auf die Bedeutung anderen Diskriminierungsformen wie Rassismus, Ableismus oder Klassismus ein. So habe ich als Leserin immer das Gefühl die Komplexität ihrer Gedanken und Ideen von Grund auf nachvollziehen zu können. 

Wie schon in Why We Matter beendet Roig auch Das Ende der Ehe mit einem Ausblick in die Zukunft, indem sie Schritte aufzeigt, die das Ende der Ehe einläuten könnten. Diese Ideen wirken greifbar, realistisch und lassen einen hoffnungsvoll zurück. 

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