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Buchcover von Betiel Berhes Nie mehr leise die neue migrantische Mittelschicht

Nie mehr leise

Betiel Berhe hat das Social Justice Institut in München mitgegründet und arbeitet aktuell schwerpunktmäßig zu den Verbindungen von Race und Klasse im deutschen Kontext. In ihrem Buch Nie mehr leise: Die neue migrantische Mittelschicht sind es ebendiese beiden eng miteinander verwobenen Dimensionen, die sie anhand ihrer eigenen Biografie und verschiedener Ereignisse der letzten Jahre genau untersucht und erläutert. Damit folgt Berhe Vorgängerinnen wie bell hooks, Audre Lorde und anderen. Die Wurzel von Auseinandersetzungen mit Klasse und Klassismus liegt laut Francis Seeck und Brigitte Theißl, den Herausgeber*innen von Solidarisch gegen Klassismus, in Schwarzen und FLINTA* Kontexten – auch wenn weiße cis Männer, die sich mit Klasse auseinandersetzen, oft größere Aufmerksamkeit erhalten.

Berhe sagt gleich zu Beginn, dass ihr Buch für „uns“ ist und uns all diejenigen einbezieht, die sich davon angesprochen fühlen. Es ist also eine herzliche Einladung zur Auseinandersetzung. Ihre Sprache ist zugänglich, Fremdworte und Abkürzungen erklärt sie. Und ihr Buch zeigt, wie sich im deutschen Kontext langsam aber stetig eigene Begrifflichkeiten für den Rassismusdiskurs herauskristallisieren – wie Tupoka Ogette zu sagen, dass weiße Menschen, die sich noch nicht mit Rassismus auseinandergesetzt haben, sich in „Happy Land“ befänden, hat sich etabliert und Berhes Kapitelüberschrift „Was die weiße Mittelschicht nicht hören will, aber wissen sollte“ spielt auf Alice Hasters Buchtitel Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten an.

Berhe berichtet über die Rolle von Wohnorten, Rassismus in Kindergärten, Ungleichbehandlung in der Schule, fälschlichen Zuschreibungen und die realen Folgen für das Leben. Sie verdeutlicht, wie komplex ein sozialer Aufstieg ist, der zwar Privilegien aber auch neue Herausforderungen mit sich bringt. Berhe selbst begegneten mit ihrem Einstieg in die Mittelschicht neue Erwartungen und Annahmen über ihre Person, denen zu entsprechen sie sehr ermüdete. Geschickt legt sie die Verbindungen von Kapitalismus und Rassismus dar und erklärt, dass in Deutschland die Klassenzuweisung maßgeblich entlang rassistischer Markierung geschieht.  

Berhe ist wütend und das wundert angesichts der gesellschaftlichen Verhältnisse nicht. Aber sie sagt auch, dass es diese Wut ist, die sie antreibt, sich für Veränderung einzusetzen: „Wut lässt uns sprinten, aber Liebe und Vertrauen lassen uns einen Marathon bis zum Ende durchhalten“ (146). Ich finde ihre Wut und ihren liebevollen Veränderungswillen auf jeden Fall ansteckend!

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