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Intruders

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Intruders

Mohale Mashigos Kurzgeschichtensammlung Intruders war ein unverhofftes Vergnügen. Die eine oder der andere erinnert sich vielleicht noch, dass wir bereits vor einiger Zeit über Mashigos Gedanken zum Afrofuturismus geschrieben haben (und darüber, dass er nichts für Afrikaner*innen ist, die in Afrika leben). Diese Kritik bildet das Vorwort des Kurzgeschichtenbandes und bereitet auf die kreative Intervention der Autorin vor, die spekulative Fiktion von und für den afrikanischen Kontinent verfasst – genauer gesagt von und für den südafrikanischen Kontext.

Intruders umfasst Geschichten über bekannte Monster – z.B. Werwölfe und Geister– und technologische Entwicklungen der nicht allzu fernen Zukunft – etwa Augenimplantate. Aber selbst wenn bekannte Figuren wie die Meerjungfrau aufgegriffen werden, erfindet Mashigo etwas Neues dazu (Spoiler: Tentakeln). Diese Wendungen und die Schauplätze, in die sie ihre Figuren und deren Erfahrungen einbettet, sind immer greifbar und spezifisch südafrikanisch. Ihre Figuren haben mit alltäglichen Problemen und Realitäten zu kämpfen, wie Armut und fehlender Elektrizität, aber auch mit außergewöhnlichen, wie dem Wachsen von Flügeln.  Fast alle wichtigen Figuren sind Frauen of Color, und ein immer wiederkehrendes Thema ist die Gewalt gegen Frauen. Doch Mashigo macht diese Figuren nie zu bloßen Opfern – vielmehr erscheinen sie als charismatische Variationen von rachsüchtigen Geistern und Mörderinnen in Stöckelschuhen.

Obwohl sich ein dystopischer Faden durch viele der Geschichten zieht, gibt es einen beschwingten Rhythmus, der sie nie langweilig werden lässt – ganz so wie Mashigos Figuren, die, obwohl sie alptraumhafte Ereignisse durchleben, nie ihren Sinn für Humor zu verlieren scheinen. Besonders gut hat mir gefallen, wie die Geschichten lokale Volksmärchen und Traditionen mit spekulativen Technologien verweben. Mein einziger Kritikpunkt wäre, dass die Geschichten manchmal gerade dann zu enden schienen, wenn ich mich in sie vertieft hatte, aber das liegt vielleicht einfach am Format der Kurzgeschichte. Ich empfehle Intruders auf jeden Fall allen, die es in die Finger bekommen.

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