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Tränen im Asiamarkt

In letzter Zeit habe ich mich verstärkt in Food Writing vertieft – Literatur, die sich mit Essen beschäftigt und weit über Rezepte oder Kochtechniken hinausgeht. Z.B. habe ich Nina Mingya Powels Tiny moons: a year of eating in Shanghaigelesen und Barbara Kingsolvers Animal, Vegetable, Miracle. Es ist ein Genre, das definitiv hungrig macht, und auf der Suche nach mehr, vernetzte mich meine lokale Buchhandlung per E-Mail mit anderen Kund*innen, damit wir Lesetipps austauschen konnten. Auf diese Weise stieß ich auf Michelle Zauners Tränen im Asiamarkt (übersetzt von Corinna Rodewald). In ihrem bewegenden Memoir berichtet Zauner über den Tod ihrer Mutter Chongmi und ihren anschließenden Trauerprozess, in dem ihr das Kochen großen Trost spendet.

Mit Mitte zwanzig lebt Zauner in Philadelphia, kellnert und versucht mit ihrer Band durchzustarten. Doch als ihre Mutter an Krebs erkrankt, zieht sie zurück in ihr abgelegenes Elternhaus in der Nähe von Eugene, Oregon, um ihre Mutter zu pflegen. Zauners Rückblick auf die Zeit kurz vor und kurz nach dem Tod ihrer Mutter ist eine ausführliche, wertschätzende Reflexion ihrer schwierigen Beziehung zueinander. Ihre Mutter war eine strenge Perfektionistin und Zauner beschreibt sich selbst eher als chaotische, verträumte Künstlernatur. So unterschiedlich Mutter und Tochter immer waren, ihre Liebe für koreanisches Essen – Essen aus dem Herkunftsland der Mutter – blieb ein verbindendes Element. Als Zauner nach ihrem Tod beginnt, die Gerichte ihrer Kindheit und Jugend nachzukochen, rufen die Gerüche und Geschmäcker Erinnerungen an ein unversehrtes Zuhause und wundervolle Reisen nach Korea hervor.

Geschichten über koreanisches Essen machen das Buch und Zauners Leben aus. Sie dienen ihr außerdem dazu, die Beziehung zwischen Essen und Identität auszuloten. Als mixed-race Kind hatte Zauner versucht so US-amerikanisch wie möglich zu sein und an ihrer mehrheitlich weißen Schule nicht aufzufallen. Mit dem Tod ihrer Mutter verliert sie ihre stärkste Verbindung zur koreanischen Kultur, die sie nun aber sucht. Direkt und offen thematisiert Zauner die schwerste Zeit und die größten Fragen ihres Lebens. Ihr Buch zeigt, dass der Verlust ihrer Mutter zwar überaus schmerzhaft für sie war, sie aber in ihrem Trauerprozess – beim Kochen – mehr zu sich selbst finden konnte.   


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