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Afrikanische Autor*innen und der Buchmarkt – eine Podiumsdiskussion

Du schreibst einen Roman. Er wird sofort als literarisch herausragend erkannt und von einem renommierten Verlag veröffentlicht. Leser*innen feiern dein Talent und dein Roman wird ein Hit! So funktioniert das doch, oder? Viele von uns, die Literatur lieben, denken vielleicht, dass sie von den weltlichen Aspekten der realen Welt losgelöst sei. Aber Bücher entstehen als Teil eines Marktes, über den sie auch verbreitet werden, und der literarische Wert eines Buches – wie auch immer man ihn definieren mag – ist definitiv nicht der einzige Faktor, der darüber entscheidet, ob es veröffentlicht und gelesen wird.

Bei dem wunderbaren African Book Festival von InterKontinental, das am vergangenen Wochenende in der Alten Münze in Berlin stattfand, beschäftigte sich das Brittle Paper Special bei einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Afrikanische Autor*innen und der Buchmarkt“ genau mit diesen Fragen. Ainehi Edoro-Glines von Brittle Paper moderierte das Gespräch, das die vier Beitragenden mit ihren verschiedenen Perspektiven bereicherten: Geladen waren die Herausgeberin und Verlegerin Margaret Busby, die Schriftsteller*innen Niq Mhlongo und Jennifer Nansubuga Makumbi (ihr Buch Die erste Frau besprechen wir hier) sowie der Verleger und Übersetzer Hans Balmes.

Ob ein Buch veröffentlicht wird und die Aufmerksamkeit erhält, die es verdient, hängt stark mit Glück und Pech zusammen. Der südafrikanische Schriftsteller Mhlongo, dessen Werk von allen auf dem diesjährigen Buchfestival vertretenen Autor*innen am häufigsten in europäische Sprachen übersetzt wurde, konnte von einem glücklichen Zufall nach dem anderen berichten – er veröffentlichte seinen ersten Roman Hund frisst Hund zu einem Zeitpunkt, als international ein neuer Star der südafrikanischen Literatur gesucht wurde. Makumbi hingegen erhielt für ihren Debütroman Kintu eine Ablehnung nach der anderen und musste jahrelang kämpfen, um ihren heutigen Erfolg zu erlangen.

Makumbis Erfahrung ist kein Einzelfall. Ob ein Buch verlegt wird oder nicht, hängt in hohem Maße davon ab, ob Verleger*innen einen Markt für das jeweilige Werk erkennen. Wie gut Lektor*innen Einsendungen auch finden mögen, wenn die Marketingabteilung keinen Markt für ein Buch sieht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es nicht veröffentlicht wird. Eines der Probleme dabei ist, wie bei der Podiumsdiskussion erörtert wurde, dass die US-amerikanischen und britischen Verlage (zumindest im englischsprachigen Raum) eine zu große Rolle in den Entscheidungen spielen, was marktfähig ist oder sogar ein neuer Trend werden könnte.

Die Dezentrierung dieser ausschlaggebenden Angelpunkte des Buchmarktes kann ermöglichen, dass verschiedene Stimmen, die aufregende und neue literarische Dinge tun – die noch nicht als marktfähig anerkannt wurden – ihre Bühne zu finden. Deshalb sind Publikationen wie das Online-Magazin Brittle Paper und der frisch gegründete Verlag von InterKontinental so wichtig: Sie zeigen das Potenzial, alternative Märkte zu erreichen und zu schaffen sowie Literatur zu verbreiten, die auf den etablierten Wegen nicht anerkannt wird. Bei poco.lit. sind wir gespannt, welche weiteren Entwicklungen auf diese Weise angestoßen werden!

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