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Neben einer braunen Blumenvase mit drei gelben Blumen stehen die 4 Bücher, um die es in diesem Beitrag geht

4 Bücher über Sprache, Race und Gender

Im Rahmen unseres Projekts macht.sprache. setzten wir uns u.a. intensiv mit Begrifflichkeiten in Bezug auf Race und Gender auseinander. Dafür war es nötig, zu verstehen, wie sprachliche Diskriminierung funktioniert und dass sie ein Teil von diskriminierenden Gesellschaftsstrukturen ist. Hier stellen wir 4 Bücher vor (3 deutschsprachige, 1 englischsprachiges), die unser Denken über Konzepte und Begrifflichkeiten rund um Race und Gender geformt haben. Diese Bücher waren in der Entwicklung von macht.sprache. besonders wichtig für uns.

Sprachhaltung zeigen! Ein Argumentationsleitfaden für diskriminierungskritisches Sprechen und Schreiben von Lann Hornscheidt

Wer sich grundsätzlich fragt, warum politische Debatten rund um Sprache – sei es nun das Gendern oder das Verändern von rassistischen Begrifflichkeiten in Kinderbüchern – relevant sind, wird von diesem Buch abgeholt. Lann Hornscheidt versammelt in Sprachhaltung zeigen! zahlreiche Argumente für das Nutzen und Erschaffen neuer Sprachformen. Es ist ein Plädoyer für präzise Ausdrucksweisen. Alle herangezogenen Argumente basieren auf dem Wunsch nach einem respektvollen Umgang miteinander – also Menschen so anzusprechen, wie sie es sich wünschen, und Worte so zu wählen, dass alle sich gemeint fühlen. Da neue Sprachformen, die dazu dienen sollen, Diskriminierungen zu überwinden, immer das herausfordern, was aktuell in einem bestimmten Kontext als normal verstanden wird, verweist Hornscheidt auch gleich auf die üblichen Widerstände gegen sprachliche Weiterentwicklung. Wer nachvollziehen kann, warum sich Menschen gegen Sprachveränderungen wehren, erklärt Hornscheidt, kann die eigenen Überzeugungen festigen und sich für Diskussionen wappnen.

Das Buch ist zugänglich geschrieben und die einzelnen Unterkapitel können auch unabhängig voneinander konsultiert werden. Aus diesem Grund tauchen einige Wiederholungen auf. Sprachhaltung zeigen! erklärt nicht nur inhaltlich und argumentativ, dass Sprachveränderungen möglich sind, sondern zeigt auch eine mögliche Praxis: Hornscheidt verwendet wiederholt die ens-Form, die im Buch Wie schreibe ich divers? vorgestellt wird.

2021, w_orten & meer

Wie schreibe ich divers? Wie schreibe ich gendergerecht? Von Lann Hornscheidt und J’an Sammla

Dieses Praxis-Handbuch zu Gender und Sprache ist absolut anwendungsorientiert. In einer kurzen Einleitung stellen Lann Hornscheidt und J’an Sammla klar, dass es mehr gibt als Männer und Frauen. Sie motivieren Leser*innen, dies auch sprachlich abzubilden. Zunächst stellen sie allgemeine Strategien vor, wie Menschen sich im Deutschen gendergerechter ausdrücken können: Mit der genderinklusiven Variante, der genderfreien oder der, die Genderismus – also  genderbezogene Gewalt und Diskriminierung – benennt. Zu jeder Variante gibt es zahlreiche Formulierungsvorschläge auch in Bezug auf unterschiedliche Wortarten und Lebenssituationen. Besonders schön an dem Buch ist, dass es zeigt, wie vielfältig gendergerechter Ausdruck sein kann, dass immer neue Formen hinzukommen (wie die neue genderfreie Form ens) und verschiedene Formen nebeneinander existieren können.

2021, w_orten & meer

Wordslut. A feminist guide to taking back the English language. Von Amanda Montell

Dieses Buch ist eine leicht verständliche Einführung in die Soziolinguistik und bezieht sich dabei auf die englische Sprache und den US-amerikanischen Kontext. Montell deckt auf humorvolle Weise auf, welche Begriffe geschlechtsspezifisch verwendet werden, auch wenn sie zunächst genderneutral erscheinen – darunter Berufsbezeichnungen (z.B. doctor, nurse) und Personenbeschreibungen (z.B. bossy, pansy). Sie geht noch weiter und erklärt, dass wirklich alles, was mit Sprache zu tun hat, einer Geschlechtsidentität zugeschrieben wird. Neben einzelnen Begriffsgruppen gehören auch Intonation und Satzstrukturen dazu. Montell verdeutlicht anhand von Anekdoten und Studien, wie Sprache zur Unterdrückung von bestimmten Gruppen missbraucht werden kann und wie subtil diese Art der Unterdrückung in den menschlichen Alltag integriert ist. Aber Sprache, so zeigt Montell, ist auch ein starkes Mittel, um die Welt zu verändern, beispielsweise durch Wiederaneignung von bestimmten Begrifflichkeiten (z.B. queer). Dieses Buch zeigt, wie viel Spaß eine bewusste Auseinandersetzung mit Sprache machen kann und versprüht eine ordentliche Dosis Optimismus.

2019, Harper Collins

Wie Rassismus aus Wörtern spricht: (K-)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Hg. Susan Arndt und Nadja Ofuatey-Alazard

Dieser Sammelband ist ein umfangreiches Nachschlagwerk, das den Rassismus in der deutschen Sprache sichtbar macht. Von den 4 Büchern auf dieser Liste ist dieses wohl das akademischste. Das bildungssprachliche Register der meisten Beiträge, die größtenteils von Wissenschaftler*innen geschrieben wurden, wird nur hin und wieder von kreativen, manchmal satirischen Interventionen gebrochen, die dieses Buch absolut bereichern.

In dem Sammelband gibt es eine Einführung in Begriffe und Konzepte rund um den Kolonialismus. Ein weiterer Teil hinterfragt weiße Denksysteme – also oft unkritisch gebrauchte Begriffe wie „Afrika“, „Aufklärung“, „Entdecken“. Es folgen Begriffe, die zur Selbstermächtigung von verschiedenen diskriminierten Communitys entwickelt wurden (z.B. Afrodeutsch, Empowerment, POC) und zuletzt werden zahlreiche explizit rassistische Begriffe kritisch auseinandergenommen. Hinter allen Kapiteln steht die Motivation Menschen zu ermutigen, sich bewusst für oder gegen bestimmte Begrifflichkeiten zu entscheiden und bei ihrer Entscheidung Rassismus ernst zu nehmen.

2011, Unrast

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