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Immer wieder aufbrechen

Buchcover von immer wieder aufbrechen sisonke msimang

Immer wieder aufbrechen

Sisonke Msimang wurde in den 1970ern im Exil geboren. Sie ist die Tochter des südafrikanischen Widerstandskämpfers Mavuso Walter Msimang, der zehn Jahre vorher sein Land verlassen musste, das zu dem Zeitpunkt immer noch fest im Griff der Apartheid war. Immer wieder aufbrechen ist Sisonke Msimangs Autobiographie, in der sie ihr Leben als stark von der Haltung der politischen Exilanten und den häufigen Umzügen ihrer Familie auf verschiedene Kontinente geprägt darstellt. Mit extrem selbstkritischer Erzählstimme erzählt Msimang, mit welchen Widersprüchen sie leben lernen musste – und auch wollte.

Das Buch ist chronologisch aufgebaut und die ausführlichen Beschreibungen ihrer Kindheit in Lusaka, Ottawa und Nairobi sowie ihres Studiums und ihrer ersten Liebe in Saint Paul in Minnesota dienen als Erklärung, wie sie zu der Person geworden ist, die sie als Erwachsene darstellt. Es hat etwas gedauert, bis ich in das Buch hinein gefunden habe, aber es ist spannend, darüber zu lesen, wie sehr sich die politische Elite im Exil – und auch ihre Kinder, die lange Zeit noch nie einen Fuß in das Land gesetzt hatten – mit der Idee eines freien Südafrika identifizieren. Msimang wird zur Kosmopolitin, die sowohl in anderen afrikanischen Ländern als auch in Nordamerika Momente als Außenseiterin erlebt, aber andererseits bereichernde Perspektiven kennen lernt. Besonders begeistert sie sich während des Studiums für Schwarze US-amerikanische Denker:innen – von Malcom X über bell hooks und Audre Lorde sind alle dabei.

Letztendlich endet die Apartheid und in den 1990ern zieht Msimangs Familie nach Südafrika. Dort wird Msimangs Vater einer der ersten Vorstandsvorsitzenden, ihre Mutter profiliert sich ebenfalls in der Community der Zurückgekehrten und wird „Unternehmerin des Jahres“ und „Frau des Jahres“. Msimang stellt sich selbst immer als radikaler als ihre Eltern dar, da sie so stark in den Theorien ihres Studiums aufgegangen ist. Doch sie scheitert oft an der Frage, wie diese Radikalität reinen Gewissens gut gelebt werden kann. Msimang beobachtet die Klüfte, die sich im „neuen Südafrika“ auftun – nicht nur zwischen der Schwarzen und der weißen Bevölkerung, sondern auch unter Schwarzen Menschen. Sie und ihre Schwestern sprechen beispielsweise perfektes Englisch, aber weniger gut isiZulu oder seSotho. Oft werden sie schon allein deshalb als arrogant wahrgenommen. Dank ihres Bildungswegs und ihrer Auslandserfahrungen stehen ihnen alle Türen offen, was noch lange nicht der Fall für alle Schwarzen Südafrikaner:innen ist. Es plagt Msimang wie sie mit ihren Privilegien umgehen soll. Als sie eine Stelle im entwicklungspolitischen Bereich antritt, lernt sie den weißen Australier Simon kennen und verliebt sich. Diese Beziehung trägt noch mehr zu ihrer kritischen Selbsthinterfragung bei. Ich möchte hier nicht alles verraten, aber das Buch geht der Frage nach, ob die Geschichte des Rassismus und der Apartheid so eine Beziehung nicht unmöglich macht.

Das Buch ist komplex und zeigt wie persönlich das Politische ist. Es ist auch in gewisser Weise ein trauriges Dokument dessen, wie die Hoffnung in ein freies Land schon bald in Desillusion umschlägt. Msimang kritisiert zu große Egos und Machthunger der politischen Führung und erkennt letztendlich, dass Heimat nicht an einen Ort – Südafrika – gebunden ist, sondern von Menschen abhängt. Heute lebt sie in Australien, auch wenn ihr Herz immer noch eng mit der südafrikanischen Politik verbunden ist. Ich freue mich, bald Msimangs zweites Buch zu lesen, eine Biographie über die Aktivistin und Politikerin Winnie Mandela.

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