Green Library – ein Rückblick
Das Jahr 2020 geht zu Ende und damit auch unsere Green Library Reihe. Eigentlich hatten wir geplant, Lesungen und Schreibworkshops in einem Buchladen in Berlin zu veranstalten. Wir wollten mit Autor*innen sprechen, die über Natur und Umweltthemen schreiben und dabei gleichzeitig koloniale Zusammenhänge und Machtdynamiken reflektieren. Doch es ging uns wie allen anderen: Corona machte uns einen Strich durch die Rechnung.
Alternativ veranstalten wir digitale live Events und nahmen Podcast-Lesungen auf, wir besprachen zahlreiche themenverwandte Bücher auf pocolit.com und veröffentlichten eingesendete kreative Texte. Hier ein kurzer Rückblick:
„Zwei Bäume machen einen Wald“: Lesung und Gespräch mit Jessica J. Lee
Mit der britisch-kanadisch-taiwanesischen Autorin Jessica J. Lee, die bis vor kurzem noch in Berlin lebte, sprachen wir über ihre Memoiren Mein Jahr im Wasser: Tagebuch einer Schwimmerin (2017) und Zwei Bäume machen einen Wald (2020). Ihre persönliche Geschichte und die ihrer Familie verbindet Lee mit komplexen Umweltfragen, wie die Erwärmung von den Seen rund um Berlin oder der Zahl der Erdbeben in Taiwan. Lee setzt sich in beiden Texten intensiv mit der Landschaft an den jeweiligen Orten auseinander, einerseits, um selbst ein Gefühl von zu Hause zu entwickeln, andererseits, weil sie viel über Geschichte verrät – z.B. wenn man sich die koloniale Praxis der Benennung von Pflanzen anschaut.
Nachzulesen hier oder anzuschauen hier.
„Auf der Suche nach einem besseren Himmel“: Lesung und Gespräch mit Jennifer Neal
Jennifer Neal hat schon an vielen Orten dieser Welt gelebt, aktuell ist sie in Berlin, wo sie vor einigen Monaten ihren ersten Roman fertig schrieb. Bei unserer online-Veranstaltung bot sie uns einen Einblick in ihr noch unveröffentlichtes Werk spekulativer Fiktion und die Möglichkeiten, die dieses Genre bietet. Außerdem sprach sie über ihre Kurzgeschichte „Auf der Suche nach einem besseren Himmel“, die in der Literaturzeitschrift The Willowherb Review erschien. Neal interessiert sich in ihrer Arbeit für persönliche Verbindungen zu Orten und intergenerationelles Trauma.
Nachzulesen hier.
„Es gibt mehr Insekten als in Madrid“: Podcast-Lesung mit Inger-Maria Mahlke
Mit Inger-Maria Mahlke nahmen wir unsere erste Podcast Folge auf. Die deutsche Autorin hat Verwandtschaft auf Teneriffa, auf der kanarischen Insel, die der Schauplatz ihres Romans Archipel ist. Die Insel liegt zwar an der europäischen Peripherie, war aber dennoch zentral in den europäischen Machtspielen des 19. Und 20. Jahrhunderts, für den Kolonialismus und den Faschismus. Die Insel beherrscht, wer die Kontrolle über ihre natürlichen Ressourcen hat.
Nachzulesen hier und anzuhören hier.
Creative Writing Workshop mit Musa Okwonga
Um selbst mit dem Schreiben zu experimentieren, luden wir Musa Okwonga ein, einen Creative Writing Workshop anzubieten. Okwonga lebt in Berlin und arbeitete als Schriftsteller, Radiomoderator und Musiker. Den Teilnehmenden aus der ganzen Welt vermittelte er in Übungen, was er als „Kreativitäts-Werkzeugkoffer“ bezeichnet und lud ein über Empathie, Narration und Bildsprache nachzudenken.
Creative Writing Einsendungen
Wir konnten June Chuas Essay über Löwenzahn und Migration veröffentlich, sowie Mahesh Sharmas Kurzgeschichte über das Mädchen Tulsi, ihre Verbindung zur Tulsi Pflanze und häusliche Gewalt.
Herzlichen Dank an alle, die uns dieses Jahr unterstützt haben. Für das Jahr 2021 planen wir schon ein spannendes neues Projekt zum Thema Übersetzung von sensiblen Begriffen!
Die Green Library Reihe wurde vom Berliner Senat gefördert.