Nachtschwärmerin
Leila Mottley war dieses Jahr die jüngste Autorin, die jemals auf der Booker Prize Longlist gelandet ist – sie ist 20 Jahre alt. Ihr Roman Nachtschwärmerin (übersetzt von Yasemin Dincer) folgt einer Protagonistin, Kiara, die nur knapp jünger ist und in Oakland um ihr Überleben und ein Dach über dem Kopf kämpft. Ihr merkt schon jetzt: Dieser Roman ist schwere Kost. Ich empfehle, dass Nachwort zuerst zu lesen, denn darin erklärt die Autorin, dass sie diesen Roman geschrieben hat, um einer jungen Schwarzen Frau, die sexuelle Ausbeutung erlebt, die erzählerische Kontrolle zu geben.
Kiara ist eine unheimlich starke Figur. Ihr Vater ist vor kurzem an Prostatakrebs gestorben, weil Ärzte während seiner Zeit im Gefängnis seine Beschwerden nicht richtig interpretiert haben. Ihre Mutter ist daraufhin in ein Loch gestürzt, mit der Folge, dass sie ebenfalls im Gefängnis gelandet ist. Ihr Bruder träumt davon, als Rapper den Durchbruch zu schaffen und richtig reich zu werden. Kiara weiß, dass ihr Bruder sich Illusionen macht, und ist pragmatischer: Sexarbeit scheint ihr die einzige Möglichkeit zu sein. Schell gerät sie an Polizisten, die ihr drohen, sie festzunehmen, wenn sie nicht macht, was sie ihr sagen. Von ihnen bekommt sie oft kein Geld. Sie erlebt entwürdigende Momente, bringt aber ihre Miete auf und das lässt sie weitermachen. Neben der Härte und der Ungerechtigkeit, lebt der Roman von einigen liebevollen Beziehungen: Kiara kümmert sich um ihren 10-jährigen Nachbarsjungen Trevor und hat Alejandra, die sie hin und wieder mit selbstgemachten Tacos versorgt.
Leila Mottley beweist erzählerisches Talent und es tut der Geschichte keinen Abbruch, dass manche Ereignisse vorhersehbar sind. Nachtschwärmerin bespricht politisch relevante Themen, vor denen sich viele Scheuen würden. Aber der Thematik ist es auch geschuldet, dass der Roman immer wieder schwer zu ertragen ist. Macht euch das bewusst, wenn ihr dieses wichtige, herzzerreißende Buch lesen wollt.
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