Maame
Jessica Georges Debütroman Maame wirkt wie die brave kleine Schwester von Candice Carty-Williams Queenie. Es ist die Coming-of-Age Geschichte der 25-jährigen Maddie, die einerseits unheimlich jung, unerfahren und verletzlich wirkt und andererseits bereits so viel Verantwortung trägt, dass sie körperlich und psychisch darunter leidet. Wie Queenie geht Maddie durch Krisen und probiert sich sexuell aus, aber sie ist – vielleicht wegen der christlichen Erziehung in ihrem ghanaischen Elternhaus – weitaus weniger draufgängerisch. Letztlich hilft ihr eine Therapeutin im Umgang mit schweren Verlusten.
Maddie lebt in London, versucht ins Berufsleben zu starten und der Verantwortung gerecht zu werden, die ihr ihre Familie ungefragt zuschiebt. Maddies Mutter verbringt schon lange den größten Teil ihrer Zeit in Ghana, um ein Hotel zu managen, so dass Maddie sich selbst großziehen musste, vor allem, da ihr älterer Bruder sich ebenfalls aus dem Staub gemacht hat. Als ihr Vater an Parkinson erkrankt, bleibt es an Maddie hängen, ihn zu pflegen. Die Familie scheint Maddie schon immer in der Rolle der Familienmanagerin zu sehen, sie nennen sie Maame, was in Twi so viel wie „Mutter“ oder „Frau“ bedeutet.
Maddies Mutter ruft regelmäßig an, um zu fragen, wann die Tochter endlich heiratet, und um sie daran zu erinnern, auf Gott zu vertrauen und in die Kirche zu gehen. Irgendwann kommt sie überraschend zurück nach London, damit Maddie mehr Zeit hat, endlich einen Ehemann zu finden. Maddie zieht in eine WG, findet einen neuen Job in einem Verlag, der ihr mehr Spaß macht, und beginnt zu daten. Es ist erfrischend, wie naiv und ehrlich sie bei allem ist und dass diese Eigenschaften nicht durch Schlagfertigkeit überdeckt werden. Alles scheint leichter zu werden, bis ein Schicksalsschlag eintritt und Maddie auch ihr neues Leben hinterfragen und noch einmal neu ordnen muss.
Am meisten geschätzt habe ich an diesem Roman die Sichtbarmachung der Parkinson-Krankheit und der zeitlichen, finanziellen und emotionalen Herausforderungen, die die Pflege eines Angehörigen mit sich bringt. George hat viel Liebe in die Darstellung der sich wandelnden Beziehung zwischen Maddie und ihrem Vater gesteckt. Die Geschichte an sich ist relativ vorhersehbar und manche Dialoge mit Familienangehörigen oder Freund*innen wirkten ein bisschen pathetisch auf mich. Aber insgesamt konnte ich mich schnell in die Geschichte hinein fallen lassen und die Kombination aus schweren und leichten Momenten machten das Buch angenehm lesenswert – es gibt Enttäuschungen und große Sorgen, aber dann steht eine Freundin vor der Tür, kocht einen Tee oder bestellt Essen.
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