Friday Black
Friday Black ist die hochgelobte erste Kurzgeschichtensammlung von Nana Kwame Adjei-Brenyah (die von Thomas Gunkel ins Deutsche übersetzt wurde) – wir haben hier bereits über eine Lesung mit dem Autor berichtet. Der ghanaisch-amerikanische Schriftsteller wurde 1991 geboren. In diesem Buch zeigt er, dass er ein geschicktes Händchen für die Verbindung von Horror und Gesellschaftskritik hat. Letztere umfasst eine bissige Satire auf das amerikanische Konsumverhalten sowie Erzählungen über vielfältige Rassismuserfahrungen und mögliche dystopische Folgen. Adjei-Brenyah versteht es, das Grauen, das bereits im Alltäglichen steckt, aufzuspüren und seine erschreckenden, aber logischen Folgen auszuführen.
Die Geschichte „Friday Black“, die dem Band seinen Titel gibt, ist eine schonungslose Darstellung, mit welcher Verzweiflung und Gewalt am Black Friday eingekauft wird und sie hat mehr als nur einen leichten Hauch des Zombie-Genres – nur dass es sich bei den Zombies um ganz normale Shopper handelt, die zu allem bereit sind, um die Waren, die sie sich den Rest des Jahres nicht leisten können, zu den Sonderangebotspreisen zu ergattern. Die augenzwinkernde Stimme des Erzählers berichtet mit Stolz von seinem Geschick im Umgang mit den Shopper-Zombies, während sich die Leichen stapeln – Opfer des Black Fridays.
„Zimmer-Land“ ist eine weitere konzeptionell starke Geschichte in dem Band. Sie fühlt sich an wie eine Folge von Black Mirror. Es geht um ein VR-Spiel, das es Nutzer:innen ermöglicht, rassistische Gewaltfantasien auszuleben und sich gleichzeitig moralisch gerechtfertigt zu fühlen, denn das Spiel wird so vermarktet, dass es erlaubt, „Gerechtigkeit“ walten zu lassen. „Die Finkelstein 5“, die wohl stärkste Geschichte des Buchs, übt auf die gleiche Weise Kritik, indem sie geschickt das Horror-Genre mit den alltäglichen Schrecken des Rassismus verbindet. Sie erinnert mich an Jordan Peeles hervorragenden Film Get Out von 2017. Wer diesen Film mochte, sollte auf jeden Fall Adjei-Brenyahs Geschichten lesen! Obwohl sie in vielerlei Hinsicht beunruhigend sind – was vielleicht ihr Punkt ist – da die Verbindung von Horror und verschiedenen Rassismuserfahrungen zeigt, was diesbezüglich alles als normal gilt.
Als Ganzes könnte diese Geschichtensammlung als etwas uneinheitlich kritisiert werden: Nicht alle Geschichten sind gleich stark. Aber die besten Geschichten haben Biss und sind sehr gut geschrieben. Alle, die die Verbindung zwischen Alltagsrassismus, Horror und dystopischer Fiktion schätzen, werden sicherlich schnell Fans von Adjei-Brenyah.
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